Bella Roma

oder Hinter den Alpen wird alles gut !

Samstag, 08.06.1996

Heute morgen traf sich eine kleine sympathische Gruppe - bestehend aus 35 Schülern und 2 Lehrkörpern (nämlich Frau Horo und Herr Weishaupt ) am Dortmunder Hauptbahnhof. Als nun diese unschuldige Truppe endlich im Zug gen München saß, ahnte sie noch nichts von den sich später ereignenden Katastrophen. Den Schülern wurde nämlich offenbart, daß der berühmt-berüchtigte Zug, der sie nach Rom befördern sollte, ab und zu des nachts ausgeraubt würde. Das Aussehen dieses Transportmittels schien diese Befürchtung noch zu unterstreichen. Es versprach also eine spannende Nacht zu werden. Was diesen Zug vor allem von seinem deutschen Pendant unterschied, war die fehlende Klima- und Belüftungsanlage. Es gab niedliche Abteile, in denen sechs Betten auf drei Ebenen zum Schlafen einluden. Einige hatten schnell erkannt, daß die Betten in drei Kategorien unterteilt werden konnten. Die, die unten schliefen, hatten es eigentlich am besten, sie bekamen zwar nicht so viel von der Frischluft, die wohltuend durch das offene Fenster hereinströmte, mit, dafür mußten sie nicht unter den Temperaturschwankungen der oberen beiden Etagen leiden. Die mittleren froren wegen des Fahrtwindes und die oberen hatten unter der von unten aufsteigenden Hitze und anderen "Ausdünstungen" zu leiden. Wehe wenn der Zug wie in Verona für eine Stunde hielt, dann war es auf allen Etagen unerträglich.

Man sollte es kaum für möglich halten, aber dieser leicht durcheinandergebrachte Haufen erreichte Rom am nächsten Morgen doch!

Nach einer fünfminütigen Busfahrt durch die römische City (allgemeine Frage: Wo sind wir denn jetzt? Wie lange noch?) und einem kurzen Fußmarsch mit allen Koffern und Taschen - man war eine Station zu früh ausgestiegen, ein Übel, das noch häufiger passieren sollte - trafen sie in ihrer Bleibe, dem Hotel Paisiello, ein.

Die Dortmunder schlossen das ewige Rom sofort in ihr Herz. Die Römer entdeckten auch sehr bald eine Vorliebe für die sympathische Truppe aus dem Ruhrgebiet, vor allem die Mädchen hatten unter dieser Liebe auf den ersten Blick zu leiden.

Die folgenden Tage verbrachte das Trüppchen damit, die wichtigsten kulturellen Sehenswürdigkeiten Roms zu erlaufen bzw. zu erfahren. Zu nennen wären natürlich die Villa Borghese, der Circus Maximus, das Forum Romanum, der Capitolhügel, das Pantheon und nicht zu vergessen die vielen kleinen Erfrischungsbuden, an denen so mancher eine 0,5 l Flasche Mineralwasser für umgerechnet 4 DM gekauft hat.

An dieser Stelle, sollte sich der interessierte Leser dazu entschließen, Rom zu erkunden, so empfiehlt es sich, eine Wochenkarte der dortigen Verkehrsmittel zu erstehen.

Bei dem Lösen dieser Tickets sollte man jedoch beachten, daß man einige Tausend-Lire-Scheine in der Tasche hat und außerdem ist genügend Ausdauer angebracht, um der penetranten Fragerei des Automaten (Sind Sie sicher, daß Sie diese Zahlung beenden können?) entgegenzutreten, denn dieser Vorgang könnte sich unter Umständen über mehr als eine halbe Stunde hinziehen.

Besonders sollte man den Besuch der Callisto-Katakomben hervorheben. Hier erhielt die kleine sympathische Gruppe eine Führung in deutscher Sprache. Hinabgeführt zum Friedhof der alten Römer, erfuhren wir folgendes:

"Es gibt also maximal 500.000 Gräber, das heißt also eine halbe Million, von denen ca. 40%, das wären dann 200.000, hauptsächlich, das heißt nicht ausschließlich, für Kinder benutzt wurden. Da ständig neue Kapazitäten benötigt wurden, wurden die Katakomben durch Graben von oben nach unten erweitert. Es wurde also nicht von unten nach oben gegraben, sondern von oben nach unten."

Ferner wurde mitgeteilt, daß in den Gräbern Öllampen, aber keine Kränze und keine Blumen deponiert wurden (Einen schönen Gruß an Herrn Weishaupt an dieser Stelle), aber natürlich tote Römer.

Ein weiterer Höhepunkt, auf den sich der ganze Besuch ausrichtete, war die Papstaudienz im Petersdom. Der Heilige Vater schien schon einige Anschläge in seinem Leben erlitten zu haben, da alle Audienzbesucher ihrer Wasserflaschen samt ihres kostbaren Inhaltes beraubt wurden - selbst Angelas "gutes Evian" fand sofort den Weg in die Mülltonne.

Ein Blitzlichtgewitter ergoß sich über das Kirchenoberhaupt, als dieses den Altarraum betrat. Nach höchstens sieben Minuten war der ganze Zauber vorbei. Eine Schülerin faßte die Situation sehr treffend wie folgt zusammen : "Er kam - wir sahen - er winkte und ging wieder."

Anschließend folgte die Besichtigung der Vatikanischen Museen, Insidern auch als "Römischer Marathon" bekannt - Dauer 4 Stunden. Dieser endete in der Sixtinischen Kapelle, welche Fans und auch Kunstbanausen beeindruckte. Man verbrachte also eine halbe Stunde mit dem Kopf im Nacken, um Michelangelos Deckenmalereien zu bewundern.

Den allabendlichen Ausklang stellten Besuche am Trevi-Brunnen, der Piazza Navona oder im Park der Villa Borghese dar. Mit "Scusi, Termini?" - der wenigen italienischen, derer man mächtig war - öffneten sich alle Türen - nur nicht die der Villa Medici.

Nach sieben wunderbaren Tagen wurde die Gruppe von Familien und Freunden am Dortmunder Hauptbahnhof sehnsüchtig erwartet.

Alles in allem kann man sagen, daß es heiß, lustig, fröhlich, informativ, kulturell und ermüdend war. Hauptsächlich, also nicht ausschließlich, das heißt also hauptsächlich hatte die kleine sympathische Gruppe viel Spaß!

Nora G. & Gregor W.