Hochleistungskurs in Englisch bei Herrn Wurm

oder Suche Wissen, und sei es in China

07:45:00 Anhand des Schnaufens, Hustens und lautstarken Sich-den-Weg-Freischaufelns kann man den Weg des Lehrkörpers vom Lehrerzimmer bis zum Kursraum (z.B. Raum 324) ohne akustische Schwierigkeiten verfolgen.

07:50:00 Die Tür wird aufgerissen, der Lehrkörper stürzt mit den Worten "So, Schüler!! Dann wolln we mal ‘n bißchen Leistung bringen!" herein und schleudert die leicht lädierte Schultasche mit kraftvollem Nachdruck auf das Pult. Kursfremde Elemente werden rigoros des Raumes verwiesen.

07:55:00 Wurm: "Wer sitzt auf meinem Polsterstuhl? Her damit! Los!"

07:58:00 Das Gebetbuch wird an den topic-Schüler ausgeteilt.

07:59:00 "Dann wolln we mal die Fehlenden des heutigen Tages eintragen! Diese Leistungsverweigerer!"

08:00:00 (Bis auf zwei Schüler ist der Kurs komplett.) "Wo sind Klönne, der alte Blaumacher, und Straube?"

08:00:30 Christian S. stürzt herein. "Es ist noch nicht verhallt!" (Er bezieht sich auf das Schellen). Wurm: "Ja, ja, eigentlich..."

08:01:00 Wurm an den topic-Schreiber: "So, dann wolln we mal das Morgengebet hören. Es ist ja wohl klar, daß die Wörter ‘wiegen’, ‘Rock’ und ‘Mädchen’ nicht darin vorkommen dürfen!"

08:03:00 Wurm: "Dann wolln we uns mal die Hausaufgäbelchen anschauen!" Er zückt die FBI - Akte und geht durch die Reihen mit den Worten "Super, toll, spitze, klasse!". Nicht immer, aber immer öfter zeigt Chr. S. alte Hausaufgaben und fliegt damit auf, um sich danach herauszureden. Wurm: "Das ist ein Täuschungsversuch der übelsten Sorte!"

08:04:00 Nur in Ausnahmefällen (siehe 06.11.96): aufgrund falscher Parkplatzwahl wird der Schüler Chr. S. von Herrn Oelgemöller bei wiederholtem Verstoß gegen die Parkplatzordnung darauf aufmerksam gemacht, daß er für 14 Tage von der Schule verbannt wird (O-Ton Oelgemöller: "Hausverbot!"). Wurm: "Das geht in die Analen des Kurses ein!"

08:06:00 Es klopft energisch an der Tür und Christian K. stapft herein um sich mit den Worten "Es war Stau auf der B54!" versuchshalber zu entschuldigen. Darauf Herr Wurm: "Tja, mein lieber K. (oder auch Jörg-Christian; das variierte in letzter Zeit). Das sieht schlecht für Dich aus! Als abschreckendes Beispiel wolln we mal Deine Seite in der FBI-Akte mit einer Seite einer normalen Schülerin vergleichen!" Das Anschauungsmaterial wird gut sichtbar gegen die Tafel gehalten, damit auch die Schüler der letzten Reihen alles genau beobachten können. Ergebnis: Klönnes Seite ist zu ¾ gefüllt, die der Schülerin nur in den ersten drei Zeilen.

08:08:00 Sebastian B. versucht durch Themen, die den Lehrkörper auch zu interessieren scheinen, den Unterricht herauszuzögern. Die berüchtigte Top 20 der Filme, die man in seinem Leben unbedingt gesehen haben muß, wird neu diskutiert, wobei natürlich "Die Hard" den 1. Platz einnimmt. Allerdings sind Antonio Banderas-Filme auch nicht schlecht im Rennen. Die rhetorische Frage an Katrin G.: "Katrin, do you know this film?" von Herrn Wurm über einen ominösen Film, den scheinbar nur er kennt, wird mit einem unsicheren "No" beantwortet, worauf der Lehrkörper bestürzt reagiert. Als running-gag schallt die wohlbekannte "Die Hard"-quotation "Schießt DEM Fenster!" von Hans durch den Raum, die eigentlich immer noch recht amüsant ist. Dies ist der einzige Satz, den der Lehrkörper auf Deutsch akzeptiert. Alle anderen deutschen Entgleisungen quittiert er mit den Worten: "No German!" und einem Eintrag in die FBI-Akte. Das Thema wird auf Che Guevara und den ihm gewidmeten Bildband gelenkt, den Herr Wurm mitbringen soll.

08:12:00 "Ich möchte, daß das alles noch ganz stressig wird, und deshalb müssen wir noch möglichst viel Leistung bringen!" Diskussion über die nächsten "Überprüfungen der als gekonnt vorausgesetzten Vokabeln" und Leistungsmessungen. Wurm: "Das wird ganz klasse. Ich hab das Sprachlabor schon vorgewärmt. Arti wartet schon ungeduldig. Und die Marines sind auch schon bereit!"

08:15:00 Nach wiederholtem Ablenkungsmanöver: "Ich schlage vor, wir diskutieren jetzt noch ganz lange über dieses Thema, damit möglichst viel Zeit verloren geht!"

08:16:00 Die Tafel wird mit Nachdruck aufgerissen, wobei Kreidestaub den halben Raum füllt. "Today, I want to break the topic-record!"

08:17:00 bis 08:42:00 Interpretation von (je nach Halbjahr) Gedichten, Shakespeare-Stücken, Conrad– Büchern oder Texten über die Sozialstruktur der US - Bevölkerung in den letzten 10 Jahren. Die topicalische Gliederung, auf die zwischendurch auch immer aufmerksam gemacht wird ("Keep topic - discipline!"), wird durch die von einem Schüler vorzunehmenden Summary unterbrochen, wobei Hintzi immer die "topic-number", stets in römischen Zahlen und nach dem Finger-Hand-Prinzip, angeben muß. Im Falle des Falles, daß sich keiner zu einer von Herrn Wurm gestellten Frage meldet, schlägt er äußerst kraftvoll und bedrohlich mit der Handfläche auf den Tisch, um eine Schülerin in der berühmt-berüchtigten 1. Reihe zu fragen (Tin-pot). Fragen, die mit "..., am I right?" enden, werden wahlweise mit "Yes, Sir, very much so, Sir", "Yes, as always, Sir" oder einfach nur mit "Yes, Sir" beantwortet. Rechtschreibfehler, die von einem Schüler bemerkt und dem Lehrkörper mitgeteilt werden, werden mit einem entnervten "Relax, Baby!" oder "Cool it, actiongirl / boy!"

08:43:00 "We’ve got 2 minutes left. A little bit of grammar!" Leider versetzen die Grammatikprobleme der englischen Sprache, die die Schüler nicht zu lösen wissen, Herrn Wurm in Schockzustände.

08:45:00 Der Unterricht wird pünktlich geschlossen. Der Lehrkörper verläßt mit einem lautstarken "See ya!" den Raum. Vorher allerdings wird der topic-Schreiber mit den Worten "Wärst du bitte so reizend, die Tafel putzen zu wollen?" freundlich, aber bestimmt von Herrn Wurm auf seine Pflicht aufmerksam gemacht.

Als wir uns das erste Mal trafen, um zu besprechen, wie wir den Artikel über unseren legendären Englisch-LK schreiben sollten, fiel uns auf, daß wir Stoff für einen Roman hätten. Und da wir niemandem irgend etwas vorenthalten wollten, sind eben zwei Artikel entstanden (wir haben im Verlauf unserer Kursgeschichte ja auch genug Leistung gebracht, um dies zu rechtfertigen).

Damit jetzt endlich alle verstehen können, warum wir immer etwas zu lachen hatten, ist hier das ultimative Lexikon entstanden:

"Dig it."

Wörtliche Übersetzung: Vergrab es.

Dies ist einer der Sprüche, der Verwirrung bei Nicht-Kurs-Mitgliedern (Vielleicht auch anfangs bei Kursmitgliedern?) stiften könnte, besonders, wenn folgende Hausaufgabe gegeben wird:

"Read the whole book up to the end and then dig it."

In wieviel Gärten "Heart of Darkness" jetzt vergraben ist, läßt sich nicht sagen. Fest steht nur, daß man nicht zum Spaten greifen und besagtes Buch der Erde übergeben mußte.

Es handelt sich vielmehr um die Aufforderung, von eben jenem Buch hellauf begeistert zu sein.

Übrigens: Auf folgendermaßen lautende Anfragen des Lehrers "Do you like this text?" antwortet man ordnungsgemäß: "We dig it."

"Burn, Baby, burn."

Wörtliche Übersetzung: Brenne, Säugling, brenne.

Achtung! Dies ist definitiv auch nicht ganz nachzuvollziehen, aber es handelt sich nicht um die Aufforderung, sich selbst abzufackeln.

Der Satz entstammt der Jugendzeit des Lehrkörpers (wir erinnern uns: Hippies!) und soll möglicherweise so etwas wie völlige Begeisterung ausdrücken: die tiefere Symbolik des Feuers kann einen da auf die richtige Fährte bringen. Wer hat denn noch nie vor Begeisterung gebrannt?

"Cool it, action boy/girl."

Wörtlich: Kühle es, Handlungsjunge / -mädchen.

freier: Kühle es, Junge / Mädchen der Tat.

Dieser Spruch ist nicht völlig als Gegenmaßnahme für diese zu verstehen, die den oben genannten Satz wörtlich befolgt haben. Aber die zugrundeliegende metaphorische Bedeutung zielt in diese Richtung. Mit ‘es’ ist die emotionale Erregung aufgrund besonders aufwühlender Texte oder aber eines unerwarteten Geistesblitzes gemeint. Der Angesprochene soll sich also wieder etwas beruhigen.

"I want blood."

Wörtlich: Ich will Blut.

Der Verlust einiger Kursmitglieder (s. auch ‘Loser’ ) ist jedoch nicht auf eine diesen Satz folgende blutrünstige Tat zu zurückzuführen, wie jetzt vielleicht einige ganz besonders Schlaue vermuten. Nach einem oben zitierten Ausspruch wird vielmehr Leistung gebracht, wie üblich eigentlich, aber auch das kann ja das Genick brechen.

"Happy Traums"

Keine Sorge, wir alle wissen, daß Träume "dreams" heißt. Nur leider Bruce nicht. Es handelt sich hierbei also nur um den freundlichen Wunsch, Hans möge schöne Träume haben. Wer Hans nicht kennt, sollte dringendste "Die hard" sehen.

"Schießt dem Fenster!"

Hier sind wir uns wiederum wieder völlig im Klaren darüber, daß es sich hierbei nicht um einen grammatisch korrekten Satz handelt. Er stammt ja schließlich auch von Hans, der nicht so furchtbar heiß darauf war, "Happy Traums" zu haben. (Wer die Transferleistung jetzt nicht ganz vollzogen hat, darf noch mal unter "Happy Traums" nachsehen!)

P.S.: Indem man zwischen ‘h’ und ‘i’ ein ‘l’ baut, kommt dem Satz sogar eine für uns wichtige Bedeutung zu!

"Leistung" (11.2 einschließlich)

Mehr muß man wohl nicht sagen...

"Leistungsmessung"

Wird von Schülern fälschlicherweise auch als Test bezeichnet. Es handelt sich um recht regelmäßige schriftliche Unterhaltungen jedes Schülers mit dem Lehrer, wovon das Ziel ist, zu beweisen, daß man weder ein "Loser", noch ein "Leistungsverweigerer" ist. Gelegentlich wird dieses Ziel unerheblich verfehlt.

"Leistungsverweigerer"

Personen, die aufgrund physischer Abwesenheit, z.B. bei Leistungsmessungen, keine Leistung bringen.

"Loser"

Personen, die aufgrund geistiger Abwesenheit das Ziel der Leistungsmessungen verfehlen. Beispiele gibt es zuhauf, aber natürlich nicht in unserem Kurs.

"les Marines"

Elitetruppe der US-Armee, die regelmäßig Täuschungsversuche bei Leistungsmessungen vereitelt.

"Sprachlabor"

Zweitwohnsitz eines jeden Kursmitglieds. Untrennbar mit "Leistungsmessungen" verbunden. Besonders Eifrige sitzen gelegentlich davor und weinen, bzw. nächtigen im Schlafsack hinter dem Pult.

"joke-free-zone"

wörtlich: Witz / Scherz - freie Zone

D.h. unser Kursraum, in dem praktisch nie gelacht wird.

"Kreislaufstörungen"

Beispiel für die Absurdität von Neologismen. Es gibt zwar Kreislauf, aber eben nicht jenen physischen Defekt (es sei denn es handelt sich um einen Leistungsverweigerer oder Loser).

"Grippe"

Gibt es nicht.

"Autobahn"

Gut ausgebaute, mehrspurige Schnellstraße. Das signifikante dieses Wortes ist in seiner schwierigen Aussprache begründet, die unermüdlich geübt wird.

"Hahn"

Männlicher Vertreter domestizierter Bodenvögel. Bekannt durch ihr buntes Gefieder und die Angewohnheit, früh morgens laute Töne zu erzeugen. Gut zu erkennen an einem roten -"Kamm" genannten- Hautlappen auf dem Kopf. Insider wissen, was dieses putzige Federvieh in diesem Artikel zu suchen hat. Für die, die es nicht wissen, dürften folgende Stichpunkte ausreichen, um es sich lebhaft auszumalen: Herr Wurm und Karneval.

"wippende Röcke"

Aufgrund von Negativerfahrungen aus unserem Kursraum verbannte feminine Bekleidungsstücke. Sogar die mündliche Erwähnung besagter Kleidung ist untersagt.

"FBI-Akte"

Schriftstück, das unsere gesamte Leistungsbilanz sowie besonders markante Momente unserer Kursgeschichte enthält und stündlich aktualisiert wird.

"Kursgeschichte"

Sie beinhaltet, wie jeder andere Ablauf vergangener Ereignisse, Höhen und Tiefen. Einer der unbestrittenen Höhepunkte war der Verweis von höchster Instanz, der an einen Falschparker gerichtet war und schulbekannt ist. Absoluter Tiefpunkt war eine nicht im Sprachlabor geschriebene Leistungsmessung.

"Rheila Perle"

Kleine, schwarze Halspastillen, die auf weißen Blusen nette bräunliche Flecken hinterlassen.

"Spitznamen"

Im Laufe unsere Kursgeschichte haben sich einige Persönlichkeiten herauskristallisiert, die besonders individuelle Namen haben. Diese lassen sich entweder aufgrund ihrer Herkunft ableiten (z.B. Napolitana, Mlle D.), oder aus den Hausnamen (z.B. Ticy, Berthold, Arti).

"Bruce"

Held, Idol. Hat Hans zu schönen Träumen verholfen. Wir alle eifern ihm nach.

"Che Guevara"

Held, Idol. Wurde von Sonja verraten. Auch ihm eifern wir nach.

"Die Hard"

Stirb hart. Bekannter unter dem Titel "Stirb langsam". Wer sich die Geschichte von Hans und Bruce immer noch nicht zusammenreimen kann, sollte sich diesen Kultfilm ansehen. Das sollte übrigens jeder.

"Bertrand Russell"

Britischer Philosoph, dem im Verlauf unserer Kursgeschichte eine falsche Identität gegeben wurde.

Nicole D. & Susanne M.