Rede für einen Deutsch-LK

bei Herrn Laska

Liebe Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5-11 des Mallinckrodt-Gymnasiums!

Sicher hat der eine oder andere unter Euch sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, welche LKs er später wählen soll. - Und wahrscheinlich waren es nicht wenige, die aufgrund der Horrorvision von Dauerlangeweile und 1000-Seiten-Romanen die Wahl des Deutsch-LKs sofort abgelehnt haben.

Auch ich dachte so, aber da ich nun ‘mal nichts anderes als Deutsch konnte, kreuzte ich widerwillig den Deutsch LK bei Herrn Laska an; was dieses Kreuz bedeutete, hätte ich nie für möglich gehalten:

Schon in der ersten Stunde erfuhr ich, daß Herr Laska sich nach der Stunde recht gerne noch mit einzelnen Schülern unterhielt, und daß diese Gespräche stets auf sehr unangenehme Themen (nämlich aufs Blaumachen...) hinausliefen.

Auch lernte ich schnell, daß er sich hervorragend darauf verstand, den ahnungslosen Schülern einen Packen Zettel unterzujubeln, der zum Tapezieren eines 3 * 4 * 2,5 m³ großen Raumes ausgereicht hätte. Denn während wir noch, geblendet durch seine neueste Modekombination (bestehend aus einem hellgelben Pulli und einem pfiffigen pinkfarbenen Hemdkragen), den spannendsten Abenteuern der zügellosen Fröndenberger Dorfgemeinde lauschten, reichte er bereits heimlich die Seiten 32/33 durch die Reihen. Doch wer jetzt mit Grausen seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt sieht, der irrt gewaltig!

Denn wenn jeder seine durchschnittlich 40 Seiten im schönsten Chaos vor sich, um sich herum (oder auch gar nicht) liegen hatte, folgte nun nicht etwa deren Besprechung; nein, jetzt kümmerte sich Herr Laska erst einmal pflichtbewußt um das Allgemeinwissen seiner Schützlinge:

Hierbei gab es stets zwei Möglichkeiten, wobei die erste meist schon im Keim erstickt wurde. Diese wäre nämlich gewesen, eine schön ekelige Geschichte vorgetragen zu bekommen, aber da - sehr zu Herrn Laskas Erstaunen - niemand schon morgens um halb neun von abgebissenen Rattenköpfen oder leprakranken Wüstentöchtern hören mochte, kam immer nur die zweite Möglichkeit in Frage: ein ausführlicher Bericht über den neuesten Kinofilm mit sorgfältiger Aufzählung aller Kameraeinstellungen.

Schließlich stellte ich betrübt fest, daß die Stunde schon vorbei war, bevor wir auch nur zum Ordnen der ersten beiden Zettel gekommen waren.

Darin begründet sich wohl letztlich auch die Tatsache, daß unser LK die schönsten Sommerferien damit verbracht hat, Romane wie zum Beispiel die Buddenbrooks zu lesen, denn wie hätte man dies auch sonst zeitlich organisieren sollen?!?

Trotzdem kann ich Euch versichern, daß es stets Spaß gemacht hat, Raum 223 zu betreten, und daher möchte ich diese Rede mit der Weisheit beenden, die Herr Laska uns in 2½ Jahren mit unerschütterlichem Optimismus vermittelt hat:

Faust litt nicht unter dem Ödipus - Komplex,

Shen Te war nachher keinesfalls so klug als wie zuvor und

Hanno Buddenbrook kam niemals auf die Idee, das Gretchen zu verführen - auch wenn dies alles nicht ausdrücklich in Kennedys Rede gesagt wurde!

Heike S.